Stevia wird seit Jahrhunderten in Südamerika als natürliches Süßungsmittel verwendet. Seit 2011 sind aus der Pflanze extrahierte Steviolglycoside in der EU zugelassen. Seitdem ist das Honigkraut in Pulverform oder als flüssiger Extrakt im Handel erhältlich. Zahlreiche Produkte im Supermarkt tragen den Aufdruck „mit Stevia gesüßt“. Nicht immer verbirgt sich dahinter ein gesunder und naturbelassener Zuckerersatz.
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Was ist Stevia?
Stevia rebaudiana Bertoni ist ein krautartiger Strauch aus der Familie der Korbblütler. Die Blätter der Pflanze enthalten zehn verschiedene Einzel-Süßstoffe.
Bei der industriellen Herstellung des Zuckerersatzes Stevia werden die beiden Hauptbestandteile Steviosid und Rebaudiosid A. extrahiert.
Steviosid sieht in gereinigter Form wie leicht gelblicher Puderzucker aus. Im Vergleich zu Zucker süßt es 150-250fach stärker. Sein Anteil in den Blättern schwankt zwischen 5% und 10%, je nach Anbaugebiet und Pflanzensorte.
Der Anteil von Rebaudiosid A. schwankt zwischen 2% und 4%. Mit einer 200-300fach stärkeren Süßkraft als Zucker ist es der am wenigsten bittere Teil.
Eine Konzentration von mehr als 90% Rebaudiosid A in Tabs, Pulver oder Stevia flüssig verhindert den bitteren, lakrizartigen Geschmack.
Ist Stevia gesund und natürlich?
Industriell hergestellte Steviaextrakte unterliegen Reinheitsanforderungen, die sicherstellen, dass damit versehene Lebensmittel die Gesundheit nicht gefährden. Zur Gewinnung der Steviolglykoside werden unterschiedliche chemische Methoden angewandt.
So kommt beispielweise im ersten Schritt, dem Auszug der Inhaltsstoffe aus den Blättern, Wasser oder 70-prozentiges Ethanol zum Einsatz. Die anschließende Reinigung kann mit Kalk und Kohlendioxid oder Aluminiumsulfat erfolgen. Das Endprodukt besteht aus natürlichen Teilen der Pflanze, die mit mehr oder weniger Chemie gewonnen wurden. Günstiges Steviapuler aus China ist meist mit Ethanol und Chlorid oder Aluminiumsulfaten in Berührung gekommen.
Bei der tradionellen Herstellung werden die Blätter getrocknet und zerieben. Ein Gramm Blatt ersetzt etwa 35 Gramm Zucker. Frische Blätter werden 10 Minuten aufgekocht, der Sud abgefüllt und als Stevia fluid genutzt. Seit 2017 sind Stevia-Blätter zum Süßen in der EU zugelassen.
Eine gute Alternative für alle, die Steviolglykoside aufgrund des chemischen Herstellungsprozesses vermeiden möchten. Stevia-Blätter sind gemahlen und ungemahlen online erhältlich. Wer Stevia durch Aufkochen selbst extrahieren möchte, kann seine „Zuckerpflanze“ problemlos im Garten oder Blumentopf anbauen.
Nährwerte und gesunde Inhaltstoffe von Stevia
Sowohl Steviablätter als auch Steviaextrakte fördern weder Karies noch erhöhen sie den Blutzuckerspiegel.
Beide Formen enthalten keine verwertbaren Kalorien. Allerdings enthalten Stevia-Streusüßen oft hochkalorische Füllstoffe wie Maltodextrin, deshalb ist unbedingt die Zutatenliste zu beachten.
Die natürlichen Steviablätter haben noch einige gesundheitliche Zusatznutzen. Welche der indigenen Bevölkerung Paraguays schon lange bekannt sind und die durch verschiedene Studien nachgewiesen wurden:
- Reduzierung von Zahnbelag und Zahnstein
- blutzuckersenkende Wirkung
- antioxidative Inhaltsstoffe
- Senkung des Glucosespiegel nach einer Mahlzeit
- Verbesserung der Glukosetoleranz und der Insulinsensitivität
Hat Stevia Nebenwirkungen?
Eine abführende Wirkung, wie bei Zuckeralkohlen, tritt nicht auf. Eine Steigerung des Appetits, wie bei Sucralose oder Aspartam üblich, ist nicht nachgewiesen.
Eine Untersuchung von 1984 an Mäusen, wonach Stevia evtentuell krebserregend sei und vermutlich zur Unfruchtbarkeit führe, ist mittlerweile wissenschaftlich widerlegt. Die Nager wurden mit unrealistisch hohen Dosen gefüttert. Finanziert wurde diese Studie von Monsanto, dem Hersteller von Aspartam. Ziel der unsauberen Studie war die Verhinderung von Stevia in den USA. Seit 2008 sind Steviaglycoside als Lebensmittelzusatzstoff in die USA zugelassen.